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Carmen-Inszenierung der Opernwerkstatt am Rhein
Die Carmen-Inszenierung der Opernwerkstatt am Rhein kommt ohne Kitsch und Zigeuner-Folklore aus. Die Sänger vermitteln die pure Spielfreude auf der Bühne im Altenberger Hof.
NIPPES - Carmen für alle. Keine schwülstige Todessehnsucht. Keine Folklore. Kein Zigeuner-Kitsch. Eher gelungene Unterhaltung wie aus den glorreichen Zeiten umher ziehender Sänger und Komödianten. Die Carmen-Inszenierung der Opernwerkstatt am Rhein gibt sich als frisches Improvisationstheater. Schwatzend zieht das Ensemble aus dem Zuschauerraum auf die Bühne. Auch die Musiker schleppen ihre Instrumente herauf:
Kontrabass, Schlagzeug, Cajon, Geige, Akkordeon, Klarinette, Querflöte und Flamenco-Gitarre. Sie agieren mitten im Geschehen und sind hervorragend auf einander eingespielt. Vom ersten Moment an erobern Darsteller und Musikanten ihr Publikum. Immer wieder gibt es im ausverkauften Bürgerzentrum Altenberger Hof Szenenapplaus und herzhaftes Lachen.
Vor allem für wirklich gelungene, kleine Ideen. So machen die Soldaten brav ihre Liegestütz, statt den Verbrecher festzunehmen.
Die Story wird schnell und ohne Schnörkel erzählt: das Zigeunermädchen Carmen zwischen zwei Männern. Eifersucht, Gewalt, die Wahrsagungen des Schicksals und ihr vergeblicher Versuch, sich ihre Freiheit zu bewahren. Christina Baader legt ihre Rolle eher lyrisch, fast melancholisch an. Auf einige Zuschauer wirkt sie nicht verrucht genug, nicht urwüchsig erotisch: „Beim ersten Auftritt will man es doch schon knistern hören und den Atem anhalten. Da muss eine Carmen verächtlich die kalte Schulter zeigen
und allen wird's heiß.“
Aber die unnahbar wirkende Mezzosopranistin ist keine Raubkatze, keine Femme fatale. Vielleicht fehlt ihr auch etwas das dunkle, kehlige Timbre, aber in den hohen Lagen ist die Stimme schön und stark. Eindrucksvoll singt auch Esther Natalie Hock die Partie der Micaela. Das Mädchen vom Land will Don José retten und verliert ihn. Bei den Männerstimmen überzeugt vor allem William Cohn als Zuniga. Der trinkfeste Offizier ist natürlich auch eine Paraderolle für einen Allrounder wie Cohn, der von seinen Freunden schlicht „The Voice“ genannt wird.
Vor allem aber die Tanzszenen sind ein Genuss. Carla Wengenmayr tanzt den Flamenco modern und impulsiv. Und das auf einer doch recht engen Bühne, die allerdings sehr geschickt ausgeleuchtet ist.
Soll man irritiert sein über den Schluss der Inszenierung? Don José greift nicht zum Messer, um Carmen zu töten, so wie es seit der Uraufführung der Oper 1875 immer wieder gespielt wird. Er erwürgt sie mit einem Seil, das sie ihm - zu einer Blume verknotet - in der ersten Szene zugeworfen hat. Eigentlich ein passendes Symbol, meint ein begeisterter Premierengast: „Sie spürt eben von Anfang an, dass sie sterben muss.“ Kölner Stadtanzeiger, 02.11.09
Linktipp: http://www.opernwerkstatt-am-rhein.de/