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Schauspiel Coach Kristiane Kupfer im Interview

Gründerin des Special Coaching Actors Studio in Berlin.

Kristiane, du hast dir in der Musical- und Schauspielbranche einen Namen gemacht und dich bereits als Coach etablieren können. Mit Herzblut bist du bei deiner Arbeit und hilfst den Menschen, über sich hinauszuwachsen. Doch wie bist du dazu gekommen, dich als Schauspiel-Coach selbstständig zu machen?

 

Ganz einfach: Ich habe bis ca. Dreißig sehr, sehr viel Theater gespielt. Interessante Produktionen wie Brechts "Dreigroschenoper", Shakespeare, Tschechow, usw. Ab Anfang Dreißig war ich mit Swing- und Popmusik unterwegs, mit dem Kleinen Künstlerorchester Berlin im 20er- und 30er-Jahre-Stil in Los Angeles, im Friedrichstadtpalast, in der Alten Oper Frankfurt a. M. usw. Und daneben hab ich damals viel gedreht. Mit Vierzig sollten die ersten Mutti-Rollen kommen, darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Vor ca. zehn Jahren gab es in Deutschland so gut wie noch gar kein Coaching, und da habe ich meine Methode aufbauend auf meinen eigenen Erfahrungen zusammen mit meinen Künstlern selbst entwickelt. Ich bin sehr freiheitsliebend und versuche, dieses Freiheitsgefühl weiterzugeben.

 

Wie wichtig ist es für die Ausübung deines Berufes als Coach, dass du selbst 15 Jahre Praxiserfahrungen als Schauspielerin am Theater, bei Film- und Fernsehproduktionen hast?

 

Das ist für mich eine Art Grundvoraussetzung. Da ich sehr praxisnah arbeite, weiß ich, wie es sich anfühlt, aufgeregt zu sein vor einem Casting, einer Audition, einem Drehtag, einem Auftritt ... 15 Stunden Arbeit, wund gestandene Füße, schlecht oder gut gelaunte Kollegen, zu heißes oder zu kaltes Wetter etc. Ich kann nur jemandem etwas über den Beruf erzählen, wenn ich es selbst nachfühlen kann.

 

Kannst du uns einen kleinen Einblick in die Vor- und Nachbereitung von Szenen mit den Schauspielern geben? Wie sieht ein Coaching bei dir aus und was ist „special“ im Gegensatz zu anderen Coaches?

 

Ich versuche mich immer ganz konkret auf das konkrete Projekt, den konkreten Schauspieler/Sänger/Darsteller einzustellen. Kritik an anderen und Kleinmacherei sind mir zuwider, ich möchte motivieren, bestärken, die Flügel sollen wachsen. Ich verstecke mich nicht hinter irgendwelchen Methoden, ich denke für jede Audition, jeden Film, jeden Darsteller neu nach. Jedes Talent bringt etwas sehr Wertvolles mit, das nicht zerstört werden darf. Deshalb arbeite ich zeiteffizient. Ich arbeite "mit", nicht "gegen". Und ich versuche immer, Druck und Frustrationen ganz schnell abzubauen. Bei mir herrschen eine sehr produktive Atmosphäre und ein lockerer, freundschaftlicher Ton. 

Wie lange begleitest du die Künstler? Ist es ein andauernder Prozess oder besteht das Training aus mehreren Einheiten?

 

Ich bin kein Freund von Massenabfertigung. Wenn das Vertrauen zwischen mir und einem Künstler gewachsen ist, ermöglicht das eine langfristige Zusammenarbeit. Die kennt dann oft keine Stadt- und Ländergrenzen und kann sich über viele Projekte und lange Zeiträume erstrecken.

 

Gibt es für dich eigentlich Unterschiede in der Arbeit mit Schauspielern und mit Musicaldarstellern? Mit welchen von beiden macht dir die Arbeit mehr Spaß?

 

Zuerst zum zweiten Teil der Frage. Ich bin ein Mensch, der sich sehr schnell langweilt und unterfordert fühlt. Darum liebe ich Abwechslung. Und kommen Talent und Motivation zusammen, macht mir die Arbeit automatisch Spaß, das Genre ist dann absolut sekundär. Der entscheidende Unterschied zwischen Film und Musical: hier das Spiel für die Kamera - dort der große Theaterraum. Emotionalität und Wahrhaftigkeit erfordert beides. Mit der Kamera bin ich sozusagen oft in ganz alltäglichen Situationen auf der Straße, im Restaurant, im Supermarkt usw. Im Theater hat auch der Zuschauer im 2. Rang den berechtigten Anspruch, verstehen zu können, worum es geht. Form und Dimension sind ganz verschieden, den klaren Gedanken erfordern Film und Musical gleichermaßen.

 

Oft sind es Blockaden, die es den Künstlern erschweren, aus sich herauszukommen. In was für unterschiedliche Rollen musst du schlüpfen, um das „gewisse Etwas“ aus ihnen herauszukitzeln? Kann es sein, dass du dich manchmal auf die Ebene eines Psychologen begeben musst, um zu ihnen durchzudringen?

 

Ich glaube, es ist viel einfacher. Blockaden, Ängste, das ganze Negative, der Druck bei Auditions, die 5-Minuten-Chance nicht beim Schopf packen zu können, die kommen ja nicht aus dem Nichts. Meist sind sie das Ergebnis vorangegangener negativer Erfahrungen. Ich gehe da völlig vorurteilsfrei und - ich würde sagen - naiv ran. Wenn ein Musicaldarsteller sich mir anvertraut und wenn ich da gleichzeitig Talent und Willen spüre, muss ich nicht erst zum Psychologen werden, um an ihn ranzukommen. Ich denke, ich habe genug Arbeits- und Lebenserfahrung. um eins zu eins mit dem Künstler zu arbeiten.

 

Musicaldarsteller und Schauspieler, mit denen du gearbeitet hast, würden deine Arbeitsweise wie folgt beschreiben: spontan, direkt, verrückt, künstlerisch, intensiv, locker, entspannend, eigen, vertrauensvoll … Inwiefern kannst du dich mit diesen Begriffen identifizieren und was steckt aus deiner Sicht dahinter?

 

Ich liebe es, und es bedarf keines Kommentars. Meine Künstler haben mir wundervolle Credits geschrieben, vielleicht möchtet ihr da mal reinlesen: http://www.special-coaching.de/credits-coaching-film-musical.html

Nimmst du eigentlich selbst Weiterbildungsmaßnahmen wie Workshops und Seminare in Anspruch, um deine Techniken zu verbessern? Oder wie versuchst du, dich selbst weiterzuentwickeln?

 

Ich arbeite sehr viel, und ich arbeite sehr gern. Da die Anforderungen mitunter hart und extrem, auf alle Fälle aber sehr vielfältig sind, lerne ich bei der Arbeit ständig dazu und spüre, dass ich im Lauf der Jahre effektiver geworden bin. Meine bunt gefächerten persönlichen Kontakte in die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche regen mich an, immer wieder neu nachzudenken. Meine "Coaches" sind Ärzte, Polizisten, Drogenberater, Historiker, Juristen, Millionäre und Hartz-IV-Empfänger. Ich weiche auch einem Besuch von Gedenkstätten und KZs nicht aus. Privat habe ich einen Fitnesscoach, eine hervorragende asiatische Masseurin, inspirierende Freunde und einen tollen Schokolabrador, die erden mich.

 

Bis zum 28. Oktober 2012 ist noch das Musical "Cats" im Theaterzelt Köln zu bewundern. Sogar einer deiner Schützlinge ist dort vorzufinden, Robert D. Marx als Munkustrap. Magst du uns erzählen, was die Arbeit mit ihm besonders kennzeichnet?

 

Ich habe die Show vor drei Tagen in Köln gesehen, und war total begeistert, wie viel Energie, Professionalität und Freude alle Katzen ausstrahlen. Mit Robert habe ich in Berlin während seiner Arbeit in "Tanz der Vampire" über ein Jahr lang kontinuierlich gearbeitet. Im Zentrum stand immer die Selbstverständlichkeit des Spielens, der konkrete Ausdruck und die Verbindung von Gesang und Tanz. Ich freue mich, dass es so engagierte und motivierte Künstler wie Robert gibt. Und ich werde ihn logischerweise freundschaftlich und professionell bei seiner Karriere weiter begleiten.

 

Kannst du unseren Mitgliedern einen Rat mit auf den Weg geben: Ist es ein „Muss“, eine Schauspielschule zu besuchen, oder reicht es, als „Naturtalent“ zu einem Casting zu gehen?

 

Da würde ich einen großen Unterschied machen zwischen Schauspielern, die ausschließlich drehen wollen und parallel zum Beispiel etwas anderes studieren - da reicht intensives Coaching, weil sie keine Bühnenpräsenz brauchen. Für Musicaldarsteller ist eine professionelle Ausbildung Grundvoraussetzung. Singen und Tanzen muss über einen längeren Zeitraum erlernt werden. Dass der schauspielerische Aspekt in der Musicalausbildung öfter auf der Strecke bleibt, ist schade, weil es natürlich die Gesamtwirkung des Künstlers und einer Aufführung oft kleiner macht als nötig. Und genau hier liegt auch ein Ansatz für meinen Musical-Workshop.

 

Was sollten Musicaldarsteller, die sich zu deinem Workshop am Montag den 12. und 13. November in Berlin anmelden wollen, dahin mitbringen?

 

Wir sind zwar schon fast ausgebucht, aber drei Plätze haben wir noch zu vergeben. Diejenigen, die sich anmelden sollten auf jeden Fall Freude, Kreativität, Neugier, Fragen, geklebte Noten, wenn vorhanden Halbplaybacks (Piano und Musikanlage vorhanden), Monologe - also das gesamte Audition-Repertoire, sportliches Grundoutfit, eventuell Requisiten, Kleidungsdetails, mitbringen.

 

Und mit der Bewerbung bitte angeben: E-Mail-Adresse und Handynummer, damit ich vorher mit jedem Einzelnen telefonieren kann.

 

Vielen Dank für das Interview, liebe Kristiane, und weiterhin viel Erfolg bei der deiner Arbeit.

 

Nähere Infos zu Kristiane Kupfer: http://www.special-coaching.de/

Labels
Kristiane Kupfer · Schauspiel Coach · Musical · Special Coaching Actors Studio · Berlin · Kurse · Robert D. Marx
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